Herr Dr. Pechmann, Sie haben zusammen mit Heike Puhlmann eine Praxis gegründet. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
In erster Linie führten familiäre Umstände zu dieser Zusammenarbeit. Zuvor habe ich mit meiner Ex-Frau und meinen Ex-Schwiegereltern in einer Praxis zusammengearbeitet. Frau Puhlmann war meine alte Zahnärztin und sie hatte mich seinerzeit zum Studium der Zahnmedizin ermutigt. Dieser Kontakt ist nie ganz abgerissen. Der Kollege aus der benachbarten Praxis wollte seine Praxis schließen und so kamen wir wieder ins Gespräch.
Wie passen Ihre beruflichen Profile zusammen?
Wir haben eine ähnliche Philosophie in der Patientenbehandlung. Wir verstehen uns als modern und effizient und stellen den Patienten in den Mittelpunkt unseres Handelns. Wir haben ein familiäres Patientenverständnis. Zudem haben wir eine ähnliche politische Berufsauffassung. Wir sehen beide eine starke Zukunft für die Gemeinschaftspraxis gegenüber der Einzelpraxis und sind beide berufspolitisch geprägt. Frau Puhlmann engagiert sich im Zahnärzteverein und organisiert seit Jahren dezentrale Fortbildung für Kollegen. Ich bin in der Kammer und der KZV in diversen Gremien aktiv.
Was verbindet Sie mit der Oder-Neiße-Region?
Ich bin in Schwedt geboren und aufgewachsen. Erst in Schwedt selbst und dann in Vierraden (in der Nähe von Schwedt). Mein Abitur und meinen Zivildienst habe ich in Schwedt gemacht. Die Stadt bietet eine tolle Kombination aus Einkaufen und Wohnen, ein tolles Theater, gute Infrastruktur und relative Nähe zur Großstadt Berlin sowie viel Grün und Natur pur (Nationalpark Unteres Odertal).
Wollten Sie schon immer Zahnarzt in eigener Praxis werden und warum haben Sie Zahnmedizin studiert?
Während des Studiums war ich noch unentschlossen. Beim Zivildienst kam die Entscheidung zum Biologiestudium in Greifswald. Das habe ich 2003 mit dem Diplom abgeschlossen und dann mit der Doktorarbeit in der Biologie mit Schwerpunkt Ökologie begonnen. Ein Projekt in der Zoologie weckte das Interesse an der Zahnmedizin. Nachdem die wissenschaftliche Laufbahn in Biologie nicht weiterführte, startete ich mit dem Studium der Zahnmedizin im Jahr 2005. Seit dieser Zeit reifte der Wunsch nach der Freiberuflichkeit und Selbstbestimmung in eigener Praxis. Dennoch habe ich meine zoologische Doktorarbeit nach mehr als 10 Jahren intensiver Feldforschung 2011 abgeschlossen. So habe ich einen Dr. rer. nat. und nicht den Dr. med. dent..
Haben Sie sich vor der Praxisgründung beraten lassen? Wo haben Sie Hilfe gefunden?
Ja, es gab aber auch viele Erfahrungen aus der vorherigen Praxisstruktur (Familienpraxis). Ich habe zahlreiche Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen bei Fortbildungen, den Kammerversammlungen oder Sitzungen der KZV geführt. Zudem habe ich eine Beratung durch Frau Ariza-Romero vom Zulassungsausschuss bekommen.
Gab es Sorgen oder Befürchtungen vor diesem Schritt?
Nein, es war gut geplant und auch im Vorfeld gründlich durchdacht. Ideal ist die Zusammenarbeit mit einer erfahrenen Kollegin besonders in den Punkten Abrechnung und Praxisorganisation. Ich hatte zudem den Vorteil, kein echter Berufsstarter mehr zu sein, sondern ausreichend Berufserfahrung aus der Vorpraxis zu haben, die sich nun in eigener Praxis anwenden ließ. Man wächst also gut rein in die Verantwortung und die Rolle des Arbeitgebers.
Sie nennen sich „ZahnzentrUM Schwedt GbR“. Was verbinden Sie mit diesem Begriff?
Der Name und das entworfene Logo spiegeln die Verbundenheit mit unserer Heimatregion der UckerMark wieder. Verschiedene Unternehmen haben dies aufgegriffen (FilmforUM, AquariUM, DentUM …). Für uns war wichtig, die Verbundenheit mit unserer Heimat zum Ausdruck zu bringen, da wir beide von hier sind und auch unsere Patienten von hier stammen.
War es schwierig, Mitarbeiterinnen in der Region zu gewinnen?
Gutes Personal ist immer schwierig zu bekommen. Wir haben das bestehende Praxisteam von Frau Puhlmann nach und nach mit wirklich zuverlässigen und fähigen Fachangestellten erweitert. Heute haben wir 16 Angestellte bei zwei Zahnärzten, inklusive zwei Zahntechniker, vier Prophylaxe-Assistentinnen und einer ZMV.
Zwei qualifizierte Mitarbeiterinnen folgten mir aus der alten Praxis. Zudem profitieren wir von der einen oder anderen Praxisschließung in der Stadt. Aufgrund von vielen Empfehlungen bewerben sich potentielle Mitarbeiterinnen. Außerdem betreuen wir aktuell zwei Auszubildende im ersten und zweiten Lehrjahr.
Was sind Ihre weiteren Pläne für die Zukunft?
Wir wollen unseren Prophylaxe-Bereich weiter ausbauen, denn Vorsorge ist immer besser als Nachsorge. Die Modernisierung des älteren Praxisteils steht an. Wir werden zum Beispiel die Rezeption und den Wartebereich neu gestalten und an den neueren Praxisteil anpassen. Die Anstellung eines Assistenzzahnarztes zur langfristigen Sicherung des Praxisstandortes und der Versorgung unserer Patientinnen und Patienten kommt Anfang 2022 zum Tragen. Daraus ergibt sich dann die Möglichkeit der weiteren Spezialisierung (Chirurgie, Parodontitis-Behandlungen, Prothetik usw.) unterhalb der Grenze zum Fachzahnarzt. Zudem wollen wir die hauseigene Zahntechnik weiter als bisher digitalisieren (3-D-Scan, Fräsen, Drucken usw.).
Dr. Pechmann, herzlichen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!
Interview: Volker Heitkamp, KZVLB