Frau Dr. Papies, Sie haben sich mit einer eigenen Praxis in Wandlitz niedergelassen. Wie kam es dazu?
Wir sind vor einigen Jahren aus Berlin nach Wandlitz gezogen und es entstand schon bald die Idee, auch den beruflichen Mittelpunkt in die Nähe des Wohnortes zu verlagern. Hauptgrund war, die langen und anstrengenden Wegezeiten zu sparen und diese Zeit lieber mit der Familie zu verbringen.
Das Arbeiten in Selbstständigkeit habe ich bereits früh in meinem Berufsleben kennengelernt. Nach der Assistenzzeit 2001 gründeten mein damaliger Chef und ich eine Gemeinschaftspraxis in Berlin Kreuzberg.
2019 ergab sich eine gute räumliche Möglichkeit für eine Praxisneugründung, wobei die gute Lage und das Objekt die Entscheidung erleichterten und mich schließlich dazu brachten, die Idee eines beruflichen Neustarts in Wandlitz auch in die Tat umzusetzen.
2020 konnte ich die Praxistüren öffnen und wurde sofort gut von Patienten angenommen. Mittlerweile könnte ich manchmal einen Raum mehr gebrauchen.
Wo haben Sie studiert? Und wollten Sie schon immer Zahnärztin in eigener Praxis werden oder warum haben Sie Zahnmedizin studiert?
Mein Studium habe ich in Berlin absolviert. Zahnmedizin fand ich als medizinische Fachrichtung sehr attraktiv. Der tägliche Umgang mit Menschen, die nicht selten Ängste mitbringen, und damit ein besonderes psychologisches Geschick verlangen sowie das praktische ergebnisorientierte Arbeiten in einem sehr sensiblen Bereich sind Aspekte, die mir nach wie vor sehr gefallen.
Was verbindet Sie mit der Region?
Wir genießen hier einen sehr guten Wohn-und Lebenskomfort und eine attraktive Umgebung, ideale Möglichkeiten für eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung in der Natur und nicht zuletzt auch das umfangreiche Kulturangebot in Berlin. Verbesserungen in der Infrastruktur wären sicherlich an der einen oder anderen Stelle wünschenswert, sei es eine erhöhte Taktung des öffentlichen Nahverkehrs in die Stadt oder mehr Angebote für Kinder und Jugendliche.
Welche Art von Unterstützung oder Beratung haben Sie für die Praxisgründung in Anspruch genommen? Welche Herausforderungen gab es im Gründungsprozess?
Die Beratung in der KZV bei den Praxislotsen hat mir sehr geholfen. Dort fühlte ich mich fachlich immer sehr gut beraten. Kleine Verzögerungen gab es dagegen mit Ämtern und der Bank. Dies war aber den allgemeinen Einschränkungen in Corona-Zeiten geschuldet.
Haben Sie noch einen Rat für junge Zahnärztinnen?
Der Wunsch der jüngeren Generation, Arbeit, Familie und Freizeit entspannt unter einen Hut zu bekommen, ist ein gut zu verstehendes Lebensmodell. Alle Bereiche erfolgreich zu kombinieren ist und bleibt aber immer ein Spagat.
Trotzdem ist es toll, in seinem eigenen Unternehmen selbstbestimmt entscheiden zu können, ein eigenes Team zu beschäftigen und einen effizienten und schönen Arbeitsplatz zu gestalten.
Auf Ihrer Webseite gibt es die Zeile „Zuhören. Verstehen. Beraten“. Was ist Ihnen daran wichtig?
Ich versuche immer den ganzen Menschen im Blick zu behalten und im Gespräch herauszufinden, was den Patienten bewegt, Anliegen und Beschwerden zu verstehen und das zahnmedizinische Problem nicht isoliert zu betrachten. Wenn ein Patient ängstlich zu mir kommt, ist es meine Verantwortung, zu beruhigen, zu begleiten und ein wenig die Anspannung zu nehmen, in Ruhe Behandlungsalternativen aufzuzeigen und gemeinsam mit dem Patienten die passende Lösung herauszufinden. Ich versuche mich auf die Patienten ganz einzulassen, so wie es der Praxisalltag und die Dokumentationspflichten erlauben. Wir sind zwar keine Psychotherapeuten, aber gutes Zuhören ist Teil der Behandlung, denn Zähne und Zahnstand sind ja bekanntermaßen ein Indikator für den Gesamtzustand des Patienten.
Wie setzt sich Ihr Team zusammen und wie haben Sie Ihre Mitarbeiterinnen gefunden?
Tatsächlich habe ich vor Praxiseröffnung keine einzige Anzeige geschaltet. Es gibt viele zahnmedizinische Fachangestellte, die ebenfalls nicht mehr nach Berlin pendeln wollen. Die Personalsuche war also wirklich einfach. Auch Initiativ- und Blindbewerbungen aus der Region sind kein Einzelfall. Unsere ZMP hat jetzt ihre Stunden auf eine volle Stelle aufgestockt und genießt ebenso wie meine anderen Mitarbeiterinnen den Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad.
Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Ich möchte die Digitalisierung in der Praxis weiter vorantreiben und damit Behandlungsabläufe weiter optimieren und rationalisieren. Teambildende Maßnahmen sollen das Wohlfühlgefühl für alle Mitarbeiterinnen erhöhen, denn nur zufriedene Mitarbeiterinnen, die Spaß bei der Arbeit haben, können auch gute Arbeit am Patienten vollbringen. Abgesehen davon gibt es immer Themen, die man über Fortbildungen bzw. Curricula vertiefen möchte. Auch Akupunktur möchte ich wieder häufiger einsetzen. Das Hauptanliegen sind natürlich immer glückliche Patientinnen und Patienten, die gerne wieder in die Praxis kommen.
Haben Sie jemals daran gedacht sich mit einer Kollegin oder Kollegen in einer Kooperation niederzulassen oder war die Einzelpraxis von vorneherein Ihr Wunsch?
Momentan genieße ich noch die Arbeit in einer Einzelpraxis, kann mir aber perspektivisch sehr gut eine zahnärztliche Kollegin oder Kollegen in Anstellung vorstellen.
Interview: Volker Heitkamp, KZVLB